Laboratorium 4 - Traktate aus der alchemistischen Hexenküche

Das Neuroplitische Manifest - Eine kurze Gebrauchsanleitung zur Aufzucht und Pflege einer utopischen Welt - Teil 4 Die Errichtung eines Gravitationszentrums

  1. Die Errichtung eines Gravitationszentrums

Während die beiden vorhergehenden Phasen, in der alchemistischen Tradition vergleichbar wären mit der Erschaffung und Entstehung eines homunkulischen Wesens, sowohl seiner Belebung innerhalb des zu destillierenden, von der Außenwelt hermetisch abgeschlossenen Gefässes; so geht es in der nun stattfindenden Phase des Prozesses, um dessen Entlassung in unsere materielle Wirklichkeit. Der Vergleich zwischen den Alchemisten des 16.- 17. Jahrhundert und der heutigen präalchemistischen Tradition beginnen allerdings zu hinken, wenn wir uns zu sehr auf die einzelnen Handlungen stützen. Das Muster der einzelnen Phasen, sowohl deren Zielvorstellung, ist hingegen gleich geblieben. Eines dieser Muster, wäre die Entlassung des lebendigen, homunkulischen Körpers, also des fiktiven Entwurfes, aus der Hermetik des Buches. Das Buch hat somit dieselbe Tradition wie die des Gefäßes, im Labor des Alchemisten. Wobei die Identifikation mit dem fiktiven, literarischen Entwurf, durch den flammenden Geist der Imagination, der Anfeuerung des Gefäßes und der Destillierung des Stoffes gleicht.

_“Borges und die Söhne seiner geistig, metaphysischen Erziehung sind durch ihre fiktiven Entwürfe von alternativen Realitäten,…….."_

Wenden wir uns jetzt wieder dem zeitgenössischen Beispiel des Alchemisten Sutter Cane zu; der im Übrigen, da ich ja keine Vergleiche scheue, starke Verwandtschaft hat, mit der schwarzen Seele der Alchemisten, dem Fälscher, Geistseher und Gelegenheitsbetrüger Edward Kelley. Auch Cane schafft sich, von einem charakteristischen Ort aus, den er Hobs End nennt, einen Ausgangspunkt von dem aus er sämtliche, seinem Werk spezifischen Elemente, also Menschen, Orte und Gegenstände in unsere Wirklichkeit einfließen lässt.

_"…….mögen sie auch noch so fantastisch anmutend wirken, näher an unserer existentiellen Realität als es vor ihnen jemals ein Morus, Campanella…."_

Hobs End ist dabei nichts anderes als das hermetisch, geschlossene Gefäß, in denen seine erweckten, homunkulischen Wesen und Gegenstände, auf ihre Entlassung in unsere Welt warten. Es ist ein Ort, an dem besonders starke Gravitationsverhältnisse herrschen, und an dem, durch dieses spezifische Schwerkraftfeld, alle charakteristische Elemente seines Buches in unsere Welt einfließen können. Dieses Kraftfeld baut sich vor allen aus der vorherigen, konsequenten Ausdifferenzierung des Ortes Hobs End aus. Alle seine Werke, die er vor den “Mächten des Wahnsinns” schrieb, hatten daher nur ein Ziel, diesen Ort in seiner charakteristischen Eigenart zu beschreiben und somit als Gravitationsfeld vorzubereiten. Cane erhält die Dynamik dieses Ortes einzig und allein durch die intensive Kraft seines Willens, sowie den wechselnden Grad der Identifikation auf die Objekte oder Wesen, die sich in unserer Welt in ihrer eigenen Realität aufrichten wollen.

_"…..Bacon oder auch Marx in ihren Entwürfen waren. Der dort darin praktizierte, zur existenziellen Doktrin erhobene Idealismus, ist weit davon entfernt das Chaos zu durchdringen. Dieses Chaos der Welt und dessen Gesetzmäßigkeit, wird dagegen bei uns zur festen, alles bestimmenden Disziplin erhoben."_

Wir sind jetzt soweit, die Extraktion der fiktiven Essenzen, also die Auslaugung und Auspressung einer utopischen Welt, vollziehen zu können. Die Dinge sind nun innerhalb einer hermetisch abgeschlossenen Wirklichkeit genauso real und existent, wie wir es sind. Alles ist vorbereitet. Die Dinge hinter dem Tor stehen bereit. Sowohl das Tor selbst, als Gravitationszentrum in eine andere Welt, wurde aufgerichtet. Nur eine winzige, aber sehr entscheidende Kleinigkeit fehlt noch.